Wohlbefinden am Arbeitsplatz: Studie über den Einfluss von Unternehmen auf unsere Gesundheit
Wie können sich Unternehmen und Arbeitnehmer*innen gegenseitig unterstützen, um ein gesünderes und glücklicheres Arbeitsumfeld zu schaffen? Um auf diese Frage eine Antwort zu finden, haben wir eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit dem aktuellen Stand der Mitarbeiter*innengesundheit beschäftigt. Außerdem haben wir auch eine Expertin aus dem HR-Bereich gebeten, die Umfrageergebnisse zu kommentieren, um weitere Einsichten zu diesem Thema zu erhalten. Mit dieser Untersuchung wollen wir herausfinden, wie es Unternehmen gelingt, bestehende Lücken zu schließen, welche das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit von Arbeitnehmer*innen negativ beeinflussen.
Sich neben dem normalen Berufsalltag gesund und fit zu halten, stellt somit für viele eine ziemlich große Herausforderung dar. Unsere Studie zeigt: Zwei Drittel der Beschäftigten (73 %) würden sich aus diesem Grund von ihrem Arbeitgeber mehr Unterstützung wünschen, damit sie ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden aufrechterhalten können.
- Die am meisten geforderten Zusatzleistungen im Bereich Gesundheit und Fitness
- Verpflichtende Unterstützung für Gesundheit und Fitness
- Ernährung
- Vorteile eines besseren Wohlbefindens am Arbeitsplatz nach Branchen
- Take Home Message
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Die am meisten geforderten Zusatzleistungen im Bereich Gesundheit und Fitness
Für unsere Untersuchung haben wir Arbeitnehmer*innen aus Deutschland gebeten, uns mitzuteilen, welche Zusatzleistungen sie im Bereich Gesundheit und Fitness von ihrem Arbeitgeber bereits erhalten und welche sie sich prinzipiell erwarten würden. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen!
Die nachfolgende Grafik gibt einen Überblick über die verschiedenen Zusatzleistungen, die die Befragten derzeit von ihren Arbeitgebern erhalten und welche sie sich wünschen würden.
Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass ein ermäßigter oder kostenloser Zugang zu einem Fitnessstudio am dritthäufigsten von den Befragten (57 %) gefordert wird. Tatsächlich sind es aber nur 14 % der Arbeitnehmer*innen, die diese Zusatzleistung in Anspruch nehmen können. Generell konnte durch unsere Untersuchung festgestellt werden, dass 62 % der Befragten davon überzeugt sind, dass Unternehmen dazu verpflichtet sein sollten, ein solches Angebot an ihre Beschäftigten zu unterbreiten. Das Fitnessstudio scheint aufgrund der großen Auswahl an verschiedenen Geräten und dem Angebot an diversen Sportkursen besonders beliebt zu sein.
Eine ähnliche Meinung vertritt auch unsere HR-Expertin Sabine Eck - HR-Generalist Middle Europe bei Axis Communications GmbH: “Grundsätzlich ist Prävention immer besser als eine Reaktion auf bereits bestehende Krankheiten. [...] Da es in Deutschland immer mehr übergewichtige Menschen gibt, wäre eine Regelung, die Arbeitgeber verpflichtet, bei Bedarf geeignete Maßnahmen zur Verfügung zu stellen, eventuell eine gute Idee.” Einige Vorreiter-Unternehmen gehen daher häufig auch Partnerschaften mit Fitnessstudios ein, welche sich in der Nähe des Arbeitgebers befinden, wodurch sich Sport und Arbeit für Mitarbeiter*innen noch besser miteinander vereinbaren lässt.
Neben dem Wunsch, Zugang zu ermäßigtem/kostenlosem Sportangebot zu erhalten, dominiert auch die Nachfrage nach gesunder Ernährung am Arbeitsplatz bei den deutschen Teilnehmer*innen:
- Kostenloses Obst (60 %)
Gesunde Snacks (47 %) - Gesundes Mittagessen (45 %)
Mehr als ein Drittel der Teilnehmer/innen (37 %) würden sogar so weit gehen, als dass sie dazu Arbeitgeber verpflichtet sehen, ungesunde Snacks am Arbeitsplatz zu verbieten. HR-Experten stehen diesen verpflichtenden Maßnahmen jedoch kritisch gegenüber: “Mitarbeiter*innen bestimmte Maßnahmen (egal ob „Essensvorgaben“ oder “Sportmaßnahmen“) vorzuschreiben, halte ich für schwierig, da dies doch sehr in die Persönlichkeitsrechte des Individuums eingreift.”, kommentiert Sabine Eck. Stattdessen rät die HR-Expertin hier zu einer Art Belohnungssystem, wodurch Mitarbeiter*innen für die Einhaltung dieser freiwilligen Maßnahmen eine Gegenleistung erhalten.
Verpflichtende Unterstützung für Gesundheit und Fitness
Gegenwärtig bieten mehr als ein Viertel der Unternehmen in Deutschland (28 %) keinerlei Zusatzleistungen im Bereich Gesundheit und Fitness an, obwohl 6 von 10 Arbeitnehmer*innen davon überzeugt sind, dass Zusatzleistungen im Bereich Gesundheit und Fitness für den Arbeitgeber verpflichtend sein sollten. Und diese Unzufriedenheit mit dem aktuellen Angebot spiegelt sich auch im Verhalten der deutschen Arbeitnehmer*innen wider.
So gaben beispielsweise auch fast ein Viertel der Teilnehmer*innen (23 %) zu, die Arbeit geschwänzt zu haben, um stattdessen Sport treiben zu können. 19 % der Befragten gestanden unterdessen auch, sich schon einmal bei ihrem Arbeitgeber krankgemeldet zu haben, damit sie mehr Zeit für Sport und Bewegung freischaufeln können. Ein Verhalten, das den Unternehmen teuer zu stehen bekommt – denn dies führt laut Berechnungen zu zusätzlichen Kosten in Höhe von 227 Millionen Euro1. Diese schlechte Angewohnheit konnte sowohl bei Männern als auch Frauen festgestellt werden. Während bei Frauen aber lediglich 14 % der Befragten angegeben haben, sich schon mal aus diesem Grund bei ihrem Arbeitgeber krankgemeldet zu haben, so sind insgesamt ein Viertel der Männer (25 %) geständig. Aber nicht nur für Sport wird die Arbeitszeit der Deutschen ausgenutzt: Ein Viertel der Teilnehmer*innen (24 %) gibt außerdem zu, die Arbeitszeit gelegentlich auch zum Kochen zu nutzen, um sich selbst ein gesundes Essen zubereiten zu können.
Wenn Mitarbeiter*innen sogar dazu bereit sind, die Arbeit zu schwänzen, nur um Sport treiben zu können, sind sie dann auch bereit dazu, ihre Arbeit dafür zu verlassen? Auch dieser Frage sind wir in unseren Untersuchungen nachgegangen!
Demnach zeigen Umfrageergebnisse, dass zwei Drittel der Mitarbeiter*innen (66 %) dazu bereit sind, länger in einem Unternehmen zu bleiben, wenn sie mit den angebotenen Zusatzleistungen im Bereich Gesundheit und Fitness zufrieden sind. Gleichzeitig lockt ein attraktives Gesundheits- und Fitnesspaket auch neue Mitarbeiter*innen an: Ganze 55 % geben demnach an, bei der Suche nach einem neuen Arbeitgeber auch auf das Angebot von Gesundheits- und Fitnesszusatzleistungen zu achten. Die Aufrechterhaltung von Wohlbefinden und Gesundheit am Arbeitsplatz trägt also nicht nur dazu bei, Mitarbeiter*innen langfristig an ein Unternehmen zu binden, sondern weckt auch das Interesse bei Arbeitssuchenden.
Vor allem durch die Pandemie und die damit entstandenen neuen Möglichkeiten von zu Hause aus zu arbeiten, haben sich die Erwartungen der Mitarbeiter*innen an ihren Arbeitgeber stark verändert. Der Forderung nach mehr Flexibilität ist seither dauerhaft präsent und spiegelt sich auch in unseren Umfrageergebnissen wider. So wünschen sich auch noch nach der Pandemie 59 % flexible Arbeitszeiten, aber tatsächlich sind es nur 27 %, welche Start- und Endzeit ihres Arbeitstages innerhalb vereinbarter Grenzen selbst bestimmen dürfen. Der Wunsch nach Veränderung ist also groß und sollte von Unternehmen unbedingt berücksichtigt werden.
Ernährung
Auch in Bereich Ernährungsberatung haben die Deutschen eine genaue Vorstellung davon, was Unternehmen ihren Arbeitnehmer*innen anbieten sollten. Demnach sind mehr als die Hälfte der Befragten (52 %) der Meinung, dass Unternehmen auch dazu verpflichtet sein sollten, kostenlose Beratung rund um das Thema gesunde Ernährung anzubieten.
Gesunde Ernährung spielt allgemein eine wichtige Rolle bei der deutschen Bevölkerung, weswegen Zusatzleistungen in Form von kostenlosem Obst (60 %), gesunden Snacks (47 %) und gesundem Mittagessen (45 %) von den Teilnehmer*innen mitunter am häufigsten genannt wurden. So fordern auch 52 % der Befragten die Möglichkeit an kostenlosen Ernährungsberatungs-Workshops teilzunehmen, welche über externe Experten angeboten werden.
Es liegt also auf der Hand, dass die deutschen Arbeitnehmer*innen sehr viel Wert auf ihre eigene Gesundheit legen und sich demnach auch erwarten würden, dass ihr Arbeitgeber sie ebenfalls bei der Aufrechterhaltung ihres Wohlbefindens unterstützt.
Vorteile eines besseren Wohlbefindens am Arbeitsplatz nach Branchen
In einer perfekten Welt hätten alle Berufstätigen ausreichend Zeit, um neben der Arbeit Sport zu treiben und sich ausgewogen und gesund zu ernähren. Dies würde nicht nur das eigene Wohlbefinden der Arbeitnehmer*innen verbessern, sondern auch Vorteile für den Arbeitgeber mit sich bringen: 3 von 4 Arbeitnehmer*innen sind beispielsweise davon überzeugt, dass Sport ihnen dabei hilft in der Arbeit produktiver zu sein.
Eine gesunde Routine, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Sporteinheiten führen laut 83 % der Arbeitnehmer*innen unterdessen auch dazu, dass weniger Krankheitstage in Anspruch genommen werden müssen. Ein weiteres Ergebnis, das von unserer HR-Expertin bestätigt werden kann: “Es gibt bereits mehrere Untersuchungen, in denen nachgewiesen wurde, dass bei Vorliegen eines Sport- aber auch Mental Health-Angebotes durch den Arbeitgeber, sich die Fehlzeiten durch Krankheit verringern lassen.”
Take Home Message
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich: Deutsche Unternehmen sollten mehr Zeit und Geld in das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter*innen investieren, und zwar auf allen Ebenen der Gesundheit. Dadurch verbessert sich nicht nur das Wohlbefinden am Arbeitsplatz, sondern auch die allgemeine Einstellung der Arbeitnehmer*innen gegenüber ihrem Unternehmen, wodurch ein besseres Arbeitsumfeld sowohl für Beschäftigte als auch Arbeitgeber entsteht.
Auch HR-Generalist Sabine Eck gelangt zu einem ähnlichen Fazit: “Bieten Arbeitgeber ihren Mitarbeiter*innen Möglichkeiten der Gesundheitsförderung an, beweisen sie damit eine Wertschätzung den Mitarbeiter*innen gegenüber und signalisieren, dass sie sich Gedanken um das Wohl der Arbeitnehmer*innen machen. Für die Mitarbeiter ist dies ein Signal, dass sie als Mensch wahrgenommen werden [...] – dies erhöht immer das Gefühl der Verbundenheit zum Unternehmen und bewirkt sicherlich eine höhere und längere Bindung zum Arbeitgeber.
Da dies alles auf freiwilliger Basis von den Unternehmen angeboten wird, hat dies höhere Auswirkungen auf die Attraktivität als Arbeitgeber und unterscheidet somit auch ‘die Spreu vom Weizen’.”
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Methodik1
Die Berechnungen der Abwesenheitskosten für Unternehmen basieren auf einem Durchschnittsgehalt von 47.700 €, geteilt durch 1.950 Arbeitsstunden pro Jahr, was 24,46 € pro Stunde ergibt.
Die Zahl der Beschäftigten betrug 41.440.000, multipliziert mit dem Prozentsatz der Beschäftigten, die während der Arbeitszeit Sport treiben (22,4 %), ergibt 9.282.560 Personen.
Die Anzahl der Personen wurde mit dem durchschnittlichen Stundensatz multipliziert, um die Kosten für ein kollektives einstündiges Training in Höhe von 227.065.698,46, € zu ermitteln.
Die Umfrage unter 500 Arbeitnehmer*innen aus Deutschland wurde im August 2022 von Myprotein über OnePoll in Auftrag gegeben.