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ERNAHRUNG

Ein überraschender Weg, wie Appetit durch Fett, Muskeln & Knochen beeinflusst wird

Wie reguliert unser Körper Appetit? Er tut dies über einen komplexen Prozess, der durch unsere Muskeln, Körperfett, Knochen und vieles mehr beeinflusst wird. In dieser Folge von „ein Ernährungsberater klärt auf“ stillt Richie Kirwan, Ernährungsspezialist und Doktorand, deinen Wissensdurst und verrät dir, was in unserem Gehirn und Körper passiert, wenn wir Lust aufs Essen bekommen.

Viele Menschen haben den Wunsch abzunehmen, aber es ist alles andere als einfach. Viele haben es versucht und sind gescheitert, aber wer kann es ihnen schon verübeln.

Wir reden die ganze Zeit von einem Kaloriendefizit – man isst weniger Kalorien, als man benötigt, um sein Gewicht zu halten. In der Theorie klingt das ziemlich einfach, in der Praxis sieht das aber anders aus.

Wenn du versuchst Einfluss auf deinen Appetit zu nehmen, arbeitest du gegen den hartnäckigsten Gegner, den es gibt: dein Gehirn. Für Millionen von Jahren wurde unser Gehirn von der Evolution darauf trainiert, Essen zu suchen. Es ist gar nicht so leicht, dies zu ändern.

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Einfluss auf den Appetit zu nehmen ist wahnsinnig kompliziert, da Muskeln, Fettzellen und Knochen bei seiner Regulierung zusammenspielen. Aber lass uns da einen genaueren Blick drauf werfen.

 

Körperfett und Lipostat

Wir alle wissen was Körperfett ist, aber was zum Ernährungsteufel hat es mit Lipostat auf sich? Finden wir es heraus. „Lipo“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet Fett. „Stat“ hingegen deutet darauf hin, dass der Zustand von etwas aufrechterhalten wird – denke zum Beispiel an Thermostat und wie es die Raumtemperatur konstant hält. Ein Lipostat ist also etwas, das dem Körper dabei hilft, seinen Fettanteil zu regulieren. In diesem Fall also bspw. Leptin.

Leptin ist ein Hormon, welches durch Fettzellen produziert wird. Für gewöhnlich gilt, je mehr Körperfett du hast, desto mehr Leptin wird produziert. In der Regel sorgt Leptin dafür, dass du weniger isst, indem es auf die Region im Gehirn wirkt, die für unseren Appetit zuständig ist – der Hypothalamus.

Als man Leptin entdeckte, war man der Meinung, man könnte den Appetit regulieren, indem man Menschen Leptin injiziert. Aber alle Experimente auf diesem Gebiet waren erfolglos.

Menschen, die einen hohen Körperfettanteil haben, produzieren auch mehr Leptin. Aber wieso verlieren diese Menschen dann kein Gewicht, wenn sie eigentlich weniger Appetit haben sollten. Es hat sich herausgestellt, dass diese Menschen vermutlich eine so genannten Leptinresistenz entwickelt haben.

Das bedeutet, ihr Körper wurde bereits mit einer so hohen Menge an Leptin konfrontiert, dass sie weniger empfindlich darauf reagieren. Hinzu kommt, dass wenn man an Gewicht verliert oder einfach für eine gewisse Zeit die Kalorien reduziert, der Leptinspiegel sinkt, wodurch der Appetit stark angeregt wird.

Du kannst deinen Leptinspiegel steigern, indem du mehr isst, insbesondere Kohlenhydrate. Aber das heißt nicht, dass du jetzt bergeweise Brot und Nudeln essen sollst. Dieser Anstieg ist nur kurzfristig, sodass du auf lange Sicht gesehen so nur sehr unwahrscheinlich an Gewicht verlieren wirst.

Ein überraschender Weg, wie Appetit durch Fett, Muskeln & Knochen beeinflusst wird

 

Knochen

Vor einigen Jahren führten schwedische Wissenschaftler ein Experiment an Mäusen durch, die gezielt schwerer gemacht wurden. Innerhalb von zwei Wochen haben die schwereren Mäuse mehr Gewicht in Form von Körperfett verloren als die Mäuse, deren Ursprungsgewicht nicht verändert wurde.

Wie kam es dazu? Die Wissenschaftler haben sich dieselbe Frage gestellt. Ihnen war aufgefallen, dass die schwereren Mäuse weniger aßen als die anderen. Aber das lag nicht am Leptin. Langsam wird es interessant.

Es stellte sich heraus, dass die Gewichtsabnahme durch Osteozyten verursacht wurde, eine Art von Knochenzelle. Die Osteozyten in den Beinknochen der Mäuse registrierten die Gewichtsveränderung. Als die Wissenschaftler die Mäuse also schwerer machten, merkten die Beinzellen dies und sendeten entsprechende Signale an das Gehirn.

Die Nachricht für die Maus lautete in etwa: „Hey, wir sind gerade etwas zu schwer, vielleicht solltest du weniger essen.“, was letztendlich auch der Fall war und die Maus verlor an Gewicht. Die Wissenschaftler nannten diese Art der Gewichtskontrolle „Gravitostat“, da die Schwerkraft eine entscheidende Rolle bei der Regulierung des Körpergewichts spielt.

Bei dem Experiment kamen Mäuse zum Einsatz, trotzdem ist die Studie auch für Menschen relevant. Viele von uns verbringen in ihrem Alltag viel Zeit im Sitzen. Bei der Arbeit, auf dem Weg zur Arbeit oder beim Fernseher schauen am Abend. Diese Inaktivität bedeutet, dass unsere Knochen unser Körpergewicht nicht so gut erfassen können, wie wenn wir den ganzen Tag im Stehen verbringen würden. Dies hat zur Folge, dass unser Appetit nicht entsprechend reguliert wird.

Der Ansatz ist jedoch derzeit noch sehr theoretisch, sodass weitere Forschungen notwendig sind, um sie zu bestätigen. Eine Gruppe an Wissenschaftlern wollte herausfinden, ob dieser Effekt auch auf Menschen zu übertragen ist.

Man führte einen Versuch an übergewichtigen Teilnehmern durch, die in Gewichtswesten umherlaufen sollten. Sie trugen die Weste drei Tage die Woche für jeweils acht Stunden. Das zusätzliche Gewicht entsprach etwa 11% ihres Körpergewichts. Man fand heraus, dass die Teilnehmer, die die Gewichtsweste trugen mehr Gewicht und mehr Körperfett verloren, als die Kontrollgruppe, die keine Weste an hatte. Darüber hinaus blieb die Muskulatur bei der Westen-Gruppe unverändert. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Gewichtsverlust auf einen reduzierten Appetit zurückzuführen ist und nicht darauf, dass mehr Kalorien verbrannt wurden.

 

Muskulatur

Muskeln sind ein weiterer, mysteriöser Weg, wie unser Körper den Appetit reguliert. Derzeit gibt es noch keinen offiziellen, wissenschaftlichen Begriff dafür, sodass Richie seinen eigenen erfunden hat: Sarcostat. „Sarc“ stammt vom griechischen „sárx“ und bedeutet Fleisch oder Muskel.

Wenn man ohne Kraftsport versucht an Gewicht zu verlieren, nimmt man oftmals neben Körperfett auch Muskelmasse ab. Wie wir bereits angeführt haben, sinkt unser Leptinspiegel, wenn wir an Körperfett verlieren. Aber auch unsere Muskulatur kann den Leptinspiegel beeinflussen. Wenn wir an Muskelmasse abnehmen, löst das gewisse Veränderungen in den Hormonen aus, die in der Muskulatur produziert werden.

So wird beispielsweise mehr Ghrelin hergestellt, was unseren Appetit reguliert. Außerdem kann der Verlust an Muskelmasse zu einem Rückgang eines Protein-Botenstoffs namens Myostatin führen – dieser stoppt den Muskelaufbau. Wenn weniger Myostatin vorhanden ist, steigt der Spiegel an anderen Molekülen, die als insulinähnliche Wachstumsfaktoren bezeichnet (IFGs) werden. Diese regen den Appetit zusätzlich an.

Der Grund dafür? Es ist das Ziel des Körpers Muskelmasse zu bewahren. Das heißt, sobald er einen Verlust an Muskulatur registriert, versucht er wieder an Gewicht zuzunehmen und neue Muskulatur dazu zu gewinnen. Der Rückgang von Myostatin würde den Aufbau von Muskulatur zusätzlich fordern.

Also bedeuten mehr Muskeln gleich weniger Appetit? Leider kann man das noch nicht sagen – dazu sind weitere Forschungen notwendig.

Ein überraschender Weg, wie Appetit durch Fett, Muskeln & Knochen beeinflusst wird

 

Take Home Message

Da hast du es: die Wege des Körpers sind unergründlich. Unser Gehirn, unsere Knochen, Muskeln und Hormone wirken alle auf unseren Appetit. Der aktuelle Stand der Forschung kann einiges erklären, jedoch gibt es noch so viel mehr zu entdecken. Es sind mehr Studien notwendig, um unseren Appetit mit all seinen Facetten verstehen zu können. Ich weiß nicht, wie es bei dir aussieht, aber mein Wissenshunger ist geweckt.

 

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Unsere Artikel sollen informieren und lehren. Die dargebotenen Informationen sollten nicht als medizinische Ratschläge interpretiert werden. Kontaktiere bitte einen Arzt, bevor du mit der Ergänzung von Nahrungsergänzungsmitteln beginnst oder größere Veränderungen an deiner Ernährung durchführst.
Emily Wilcock
Emily Wilcock Autor und Experte
Emily studiert Business Management & Marketing an der University of Birmingham und absolviert derzeit ihr Praktikumsjahr. Sie interessiert sich sowohl für das Schreiben, als auch für Fitness und ist froh, dass sie nun beides miteinander verbinden kann. Sie verbringt gerne Zeit mit ihren Freunden, sowohl im als auch außerhalb des Fitnessstudios.

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