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ERNAHRUNG

„Fast alles davon ist Unsinn“ | Ernährungswissenschaftler bewertet die Sternzeichen-Diät

Die Sternzeichen-Diät ist ein bizarrer Trend, der erst vor Kurzem die Runde gemacht hat.  Sie basiert darauf, dass es für jedes Sternzeichen verschiedene Empfehlungen in Sachen Ernährung gibt, die anscheinend negative Erscheinungen – von Kopfschmerzen über Übelkeit bis hin zu Ernsterem – vorbeugen sollen.

Nein, ich bin kein Astrologe, ich bin Ernährungswissenschaftler. Und ich kann mit großer Sicherheit sagen, dass eine Ernährung, die sich nach der Konstellation der Sterne zum Zeitpunkt deiner Geburt richtet, aus ernährungswissenschaftlicher Sicht Humbug ist.

Nachdem das klargestellt ist, wollen wir doch mal einen Blick auf die Sternzeichen-Diät werfen und uns ansehen, was ihre Befürworter behaupten und ob es irgendwelche Grundlagen dafür gibt.

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Was ist die Sternzeichen-Diät?

Du kennst doch sicherlich Horoskope. Nun, die Sternzeichen-Diät basiert auf einem ähnlichen Prinzip. Jeder Planet herrscht über verschiedene Kräuter und jedes Sternzeichen wird mit verschiedenen Körperteilen in Verbindung gebracht, so die Theorie.

Ein großes Problem mit der Sternzeichen-Diät ist, dass sich die Astrologen untereinander nicht einige sind, was sie eigentlich darstellt. Ich habe mir verschiedene Online-Quellen angesehen und sie unterscheiden sich alle in diversen Punkten.

In manchen wurden Guidelines für jedes Sternzeichen erstellt, während in anderen bereits existierende Diäten einem Sternzeichen zugeteilt wurden; letzteres empfinde ich als schummeln. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man sagen, es ist alles erfunden.

In diesem Artikel werde ich die Richtlinien verwenden, die von Astrology Answers aufgestellt wurden. Hier werden die Sternzeichen in vier Elemente eingeteilt und jedes bekommt seine eigene (und scheinbar willkürliche) Guideline.

  • Wasser (Krebs, Skorpion, Fische): Ausgewogenes Verhältnis aus gekochten und rohen Lebensmitteln für eine optimale Gesundheit.
  • Erde (Steinbock, Jungfrau, Stier): Allgemein wird empfohlen in erster Linie rohe Lebensmittel zu essen und Frustessen zu vermeiden.
  • Luft (Zwilling, Waage, Wassermann): Ihnen geht es mit gekochtem, farbenfrohem Essen am besten und sie sollten „erdige“ Lebensmittel essen, um geerdet zu bleiben.
  • Feuer (Löwe, Widder, Schütze): Sie haben einen schnellen Stoffwechsel und sollten magere Proteinquellen sowie reichlich Kohlenhydrate essen.

Und falls die Richtlinien nicht spezifisch genug sein sollten, erhält jedes Sternzeichen noch zusätzliche Ernährungstipps. Man kann Astrologen nachsagen was man möchte, aber gründlich sind sie.

 

Widder 21. März - 19. April

Für Mitglieder von Team Widder wird Paleo empfohlen, da hier „reichlich Protein“ auf den Tisch kommt (wahr) und „reine Energiequellen“ enthalten sind (falsch). Außerdem sind Cheat Days vorgesehen, die zu der offenbar „impulsiven“ Natur der Widder passen. Widder können aber auch leicht unruhig werden, sodass sie raffinierte Zucker meiden sollten.

Es wird zudem empfohlen, wöchentlich oder monatlich zu fasten, um den „Organen Zeit zu geben, sich zu regenerieren und das System von Zucker zu befreien“. Das ist Unsinn, der gefährlich werden kann und kein Ratschlag, auf den man hören sollte.

 

Stier 20. April - 20. Mai

Fairerweise muss man sagen, dass die Richtlinien für den „praktischen und geerdeten“ Stier gar nicht so schlecht sind.

Menschen, die in diesem Tierkreiszeichen geboren sind, sollten primär Proteine, gesunde Fette und nährstoffreiche Lebensmittel essen (das ist ein allgemein guter Ratschlag, aber ich verstehe nicht, wieso er nur für die Menschen gelten sollte, die zwischen dem 20. April und dem 20. Mai geboren sind).

Ansonsten bewegt man sich auch hier wieder in Richtung „clean eating“, da Kohlenhydrate, insbesondere Stärke und Zucker, als schlecht eingestuft werden.

 

Zwilling 21. Mai - 21. Juni

Die Empfehlungen für den Zwilling basieren weniger darauf, was man essen sollte, sondern gleichen vielmehr einer Erinnerung, überhaupt zu essen. Um ihre vergessliche Natur auszugleichen, sollten Zwillinge immer reichlich Snacks bei sich tragen. Gleichzeitig sollten sie auch „spaßiges“ Essen zu sich nehmen wie Fondue oder ein koreanisches Barbecue.

Es schmeckt bestimmt, aber ein richtiger Ernährungstipp ist das auch nicht. Die Zwillinge dürfen sich außerdem sowohl mit Comfort Food als auch mit Gourmet-Gesundheitskost verwöhnen (die beiden Lebensmittelgruppen?!), denn sie sind dafür bekannt, "zwei Gesichter zu haben".

Ich belasse es mal hierbei...

 

Krebs 22. Juni - 22. Juli

Du bist eine Krabbe, die sich nach den Jahreszeiten richtet. Im Sommer ist dir eher nach rohem Obst und Gemüse, während du im Winter auf herzhafte Suppen und Currys setzt. Vertraue deinem Krabben-Bauchgefühl, denn deine Intuition ist deine Superkraft hier.

Aber Achtung, dein Magen ist sensibel, also versuche so gut es geht (und das ist überhaupt nicht widersprüchlich) Gluten, verarbeitete Lebensmittel, rotes Fleisch und Milchprodukte zu meiden. Deine Laune freut sich, wenn du dich in erster Linie auf „Superfoods“ und „gekochtes Gemüse“ verlässt und Kohlenhydrate auf das Minimum reduzierst.

Wenn du aus Frust zum Essen greifst (Krebse neigen offenbar dazu, sehr emotional zu sein), dann ist ein Proteinriegel oder ein Salat das Richtige für dich. Professionelle Hilfe oder ähnliches brauchst du nicht, denn du bist nur eine traurige Krabbe (ich bin nur sarkastisch – natürlich solltest dir professionelle Hilfe suchen, wenn du ein gestörtes Essverhalten beobachtest).

 

Löwe 23. Juli - 22. August

Astrologen behaupten, dass Löwen nur dann ihre Ernährungsziele erreichen, wenn sie sich angespornt fühlen. Aus diesem Grund ist es hilfreich, wenn Sie mit ihren Freunden oder Familie in eine Art Wettkampf treten und alles Leckere aus ihrem Speiseplan zu streichen, nur um sagen zu können „Ich habe gewonnen".

Löwen wird außerdem empfohlen, nur die Supplemente zu kaufen die „ausschließlich in Reformhäusern verkauft werden“, um so deren Vorteile mit ihrem sozialen Umfeld teilen zu können.

 

Jungfrau 23. August - 22. September

Jungfrauen, ihr habt Glück. Eure Empfehlungen machen sogar Sinn. Ihr solltet eure organisatorischen Fähigkeiten einsetzen und eure Routine sowie Mahlzeiten im Voraus planen, sodass ihr eure Ernährung im Blick behaltet.

Die Empfehlungen machen wirklich Sinn, wenn man sich ausgewogenen ernähren möchte: einmal einen Wocheneinkauf machen, Mahlzeiten vorbereiten, ein Ernährungstagebuch führen, Kalorien tracken und ein festgelegtes Budget einhalten. Aber warum sollten diese Tipps nicht auch anderen Sternzeichen helfen?

 

Waage: 23. September - 23. Oktober

Ein weiteres Sternzeichen, das vermutlich mit dem „Ich-vergesse-zu-essen“-Fluch belegt wurde. Bisher ist mir das noch nicht untergekommen.

Abgesehen davon haben wir hier einen meiner Lieblingstipps bisher, einzig und allein, weil er unabsichtlich eine Anspielung auf den Film Girls Club macht (ihr erinnert euch: „Hat Butter Kohlenhydrate?“ Nun, offensichtlich stellt Butter aus Nüssen und Samen „langsame Kohlenhydrate“ dar).

Abgesehen von diesen "langsamen Kohlenhydrate“ wird zudem empfohlen mehr pflanzliche Lebensmittel und weniger verarbeitete Produkte zu essen. Primär solltest du dich auf eine ausgewogene Ernährung konzentrieren... wenn du dich überhaupt daran erinnerst, zu essen.

 

Skorpion: 24. Oktober - 21. November

Team Skorpion... Vorsicht vor den Keksen! Die Konstellation der Sterne sagt uns, dass ihr nach einem nicht aufhören könnt. Naschereien und andere leckere Snacks dürfen gar nicht erst ins Haus, denn du lebst dein Leben nach dem „Alles-oder-nichts-Prinzip“.

Man kann dir nicht vertrauen, da du dich sonst selbst „vergiftest", sodass du ausschließlich gesunde Snacks daheim haben darfst. Hinzukommt, dass du ein tiefgründiger Denker bist (herzlichen Glückwunsch), der sich auf emotionaler Ebene mit seinem Essen verbinden möchte.

 

Schütze: 22. November - 21. Dezember

Als ein eingefleischtes Mitglied von Team Schütze kann ich mich mit den folgenden Empfehlungen durchaus identifizieren. Man kann mich nicht bändigen und ich bin unübersehbar halb Pferd und halb Mann. Keine Ernährungsform hält mich im Zaum. Ich bin ein wahrer Ernährungshengst, der frei in der kulinarischen Landschaft umherstreift und jede Küche erkundet, die mir gefällt.

Aber verarbeitete Lebensmittel sind tabu, denn meine Pferdehälfte verträgt sie nicht. Das heißt für mich als Pflanzen, Kräuter und Gewürze. Ich bin eine wahre Bestie in freier Wildbahn.

 

Steinbock: 22. Dezember - 19. Januar

Steinböcke sind nicht die Typen, die „trendiges Essen brauchen." Sie sind was das angeht praktisch veranlagt und essen nur, um ihre harte Arbeit weiterführen zu können.

Hier besagt die Empfehlung, dass Steinböcke wenig Kohlenhydrate und dafür viel Protein und reichlich Gemüse essen sollten, welches gut für die Gesundheit und die Verdauung ist. Und auch sie müssen aufmerksam bleiben: Bei ihrem ziegenhaften Arbeitswesen passiert es schnell, dass sie vergessen zu essen.

 

Wassermann: 20. Januar - 18. Februar

Wassermänner sind "unabhängige Seelen“, die gerne Rezepte und Gerichte aus anderen Kulturen ausprobieren.

Aufgrund ihrer „Führungsfähigkeit“ und ihrem Hang zur kulinarischen Revolution (?), dürfen sie ihren geschmacklichen Horizont ununterbrochen erweitern und immer nach neuen Dingen suchen, die man probieren kann. Ok.

 

Fische: 19. Februar - 20. März

Fische, ihr seid im Grunde nichts weiter als vergessliche Fische, die dem Strom folgen. Ihr müsst aber darauf achten, dass keine Mängel entstehen.

Versuche dir selbst lockere Regeln zu setzen wie: „iss täglich mindestens ein grünes Gemüse“. Das sollte schon reichen.

 

Meine Meinung

Ich würde mir sehr wünschen, ich hätte etwas Positives zu sagen, aber so gut wie alles davon ist Unsinn. Die Teile, die wirklich Sinn machen, scheinen eher zufällig hier gelandet zu sein.

Man sollte es nicht extra sagen müssen, aber Ernährungstipps, die auf deinem Geburtstag basieren, sind einfach nur absurd.

Die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Menschen gehend dabei völlig unter. Das, was dein Körper braucht, hängt nicht davon ab, in welchem Monat oder unter welchem Sternzeichen zu geboren bist.

Meine Meinung dazu? Du solltest diese oder andere Diäten, die auf demselben Prinzip basieren, nicht verfolgen.

 

Was macht eine gesunde Ernährung aus?

Eine gesunde Ernährung sollte auf den folgenden Kriterien basieren:

  • Sie sollte dir Energie geben
  • Sie sollte deinen Nährstoffbedarf decken
  • Sie sollte praktisch sowie langfristig durchführbar sein

Aus einer ernährungstechnischen Sicht gibt es ein paar Aspekte, die mit Langlebigkeit, Gesundheit und guter Leistungsfähigkeit in Verbindung gebracht werden:

  • Iss mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag
  • Ernähre dich weitestgehend ausgewogen, integriere aber auch Leckereien, die gut für deine Seele sind
  • Zu jeder Mahlzeit solltest du eine Proteinquelle essen, die etwa so groß wie deine Handfläche ist, versuche täglich 1,2 – 1,4 g Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu dir zu nehmen (wenn du mehrfach die Woche hart trainierst, auch mehr)
  • Der Großteil deiner Fette sollte aus pflanzlichen Quellen oder fettem Fisch stammen
  • Iss Stärke sowie Zucker um deine Workouts herum und halte dich für alle anderen Zeiten primär an Vollkorn und langsam verdauliche Kohlenhydrate (diese sind reich an Ballaststoffen, Protein etc.)
  • Trinke regelmäßig, um gut hydriert zu bleiben
  • Verzichte nicht auf soziale Interaktionen und genieße dein Essen

Die Liste könnte noch weitergehen. Ich garantiere dir aber, dass diese Tipps deinem Wohlbefinden um einiges besser tun als jede Empfehlung, die aufgrund deines Sternzeichens getroffen wird.

 

Take Home Message

Ein Horoskop tut keinem weh und kann durchaus Spaß machen. Aber sobald Ernährungstipps auf Grundlage deines Sternzeichens gegeben werden, kann es gefährlich werden. Astrologen haben keine Kompetenzen dahingehend, anderen zu sagen, was sie essen sollten. Also hör‘ nicht auf sie.

Stattdessen hilft es dir, wenn du dich an die Tipps und die Richtlinien hältst, die ich dir oben gegeben habe. Vertrau mir, diese sind um einiges besser als alles, was du in der Sternzeichen-Diät lesen wirst.

 

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Unsere Artikel sollen informieren und lehren. Die dargebotenen Informationen sollten nicht als medizinische Ratschläge interpretiert werden. Kontaktiere bitte einen Arzt, bevor du mit der Ergänzung von Nahrungsergänzungsmitteln beginnst oder größere Veränderungen an deiner Ernährung durchführst.
Jamie Wright
Jamie Wright Autor und Experte
Jamie Wright verfügt über einen Master-Abschluss in Humanernährung und einen Bachelor-Abschluss (Hons) in Sport- und Bewegungswissenschaften. Er arbeitet aktuell mit mehreren Organisationen zusammen und betreibt seine eigene Privatpraxis, um Einzelpersonen bei ihren Ernährungszielen zu unterstützen. Er ist bei der Association for Nutrition akkreditiert und half bereits Hunderten von Klienten - von Müttern bis hin zu internationalen Wettkampfsportlern - innerhalb eines evidenzbasierten, ganzheitlichen Ernährungsprogramms zu arbeiten, um ihre Gesundheits- und Fitnessziele zu erreichen. Neben der Leitung seiner Praxis leistet Jamie regelmäßig Beiträge zum Thema Ernährung, indem er über die vielen Facetten des Themas referiert und schreibt. Seine Forschungsergebnisse wurden auf dem britischen Adipositas-Kongress sowie auf Konferenzen in Übersee vorgestellt. Er hat mehrere E-Books verfasst und gleichzeitig Beiträge für andere (einschließlich gemeinnütziger Sportorganisationen) geleistet. Im Mittelpunkt seiner Forschung standen Gewichtsmanagement sowie Sport/Übungsleistung und Nahrungsergänzung. Jamie ist ein großer Sportfanatiker, ein begeisterter Fitnessstudiobesucher und Liebhaber aller Dinge, die mit Hunden zu tun haben. Mit der Weitergabe seiner akademisch und beruflich erworbenen Erfahrungen und Kenntnisse möchte Jamie eine Quelle der Klarheit über die enorme Menge an "Fehlinformationen" schaffen, die in der Gesundheits- und Fitnessindustrie existieren.

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